Wie finde ich mich am Sternenhimmel zurecht? Wir können heute in Mitteleuropa deutlich weniger Sterne sehen als noch vor 60 Jahren. Straßenbeleuchtung gab es zwar schon in der Antike, aber wegen des doch erheblichen Aufwandes hielt sie sich bis zur Erfindung des Gaslichtes in Grenzen. Heute braucht man fast schon Glück, um überhaupt Sterne zu sehen, weil fast schon jedes ordinäre Promillestraßerl* asphaltiert und somit auch nachts beleuchtet ist.
Bei dunklem Himmel ist die Orientierung mühsam, weil so viele Sterne zu sehen sind. In der Stadt ist es umgekehrt: Es ist schwierig Sternbilder zu erkennen, weil von den meisten nur ganz wenige Sterne überhaupt erkennbar sind.
Dank moderner Technik hat heute (fast) jede_r (außer mir) ein Hilfsmittel zur Verfügung: Eine Äpp auf dem Smartphone (es gibt für praktisch jede Art von Smartphone mehrere Sternenhimmel-Apps), mit der man zu jeder Tages- und Nachtzeit nachsehen kann, welches Sternbild wo steht – auch unter der Erde, also in alle Richtungen.
Als Partyspaß mag das ja ganz unterhaltsam sein, für die Sternbeobachtung halte ich diese Möglichkeit für eingeschränkt nützlich, weil: Um Sterne zu sehen, sollte es dunkel sein, und schon die scheinbar schwache Displaybeleuchtung reicht, um die Anpassung der Augen an die Dunkelheit empfindlich zu stören.** Wer kein anderes Hilfsmittel hat, sollte zumindest darauf achten, dass der Sternenhimmel in rotem Licht dargestellt wird. Gute Apps bieten dafür eine Einstellung.
Ich bin ein Fan der guten alten drehbaren Sternkarte. Dafür brauche ich keinen Strom, sie funktioniert immer und passt in jede Hobbyastronominnenhandtasche. Eine solche Karte zeigt den ganzen Sternenhimmel für einen bestimmten Ort auf der Erde, darüber liegt eine Maske, die man so drehen kann (daher der Name), dass sie den Himmelsausschnitt zeigt, der gerade zu sehen ist.
Für die Dunkelheit am besten geeignet sind Karten, auf denen die Sterne weiß auf schwarzem Grund dargestellt sind. In meiner Kindheit (die ist lange her) gab es in einer Ausgabe „Yps mit Gimmick“ eine Sternkarte mit Leuchtfarbe, die sich sehr bewährt hat.
Solche nachtleuchtenden Sternkarten gibt es immer noch für wenig Geld, inzwischen in besserer Ausführung. Diese Sternkarten haben den Vorteil, dass sie recht wenig Licht abgeben, aber genug, um die Sternbilder zu erkennen.
Wer kein Geld ausgeben möchte oder Herausforderungen liebt, kann sich eine drehbare Sternkarte auch selbst basteln (PDF mit Anleitung). Dieses schlaue PDF bietet die Möglichkeit, die Sternkarte an deine geografische Breite anzupassen.
Damit steht einer ersten Orientierung am Nachthimmel nichts mehr im Weg – außer vielleicht zu viel Licht!
*Feldweg, der nach dem Genuss alkoholischer Getränke zur Heimfahrt genützt wird
**Es ist auch nicht besonders schlau, die LED-Leuchte des Mobiltelefons zur Orientierung im Gelände zu verwenden, das Licht ist für Sternbeobachtung viel zu hell.
11. Januar 2017 at 13:17
*** Gefällt mir!
Wo gibt es denn die edle Sternenscheibe mit der lateinischen Beschriftung? Bloß die Himmelsrichtungen müssten darauf konsequent auch „Occidens“, „Oriens“ etc.heißen.
Obwohl ich auch kein Freund von „Äpps“ bin, gibt es da eine brauchbare Ausnahme: „Mobile Observatory“, die auch mit Nachtmodus (rote Darstellung) läuft und auf einem Tablet gute Dienste leistet (ca. 5 €); auf einem Handy ist die Darstellung zwangsläufig etwas mickrig, aber auch unterwegs als schnelle Information gut zu verwenden.
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19. Januar 2017 at 18:49
Danke für den Tipp!
Wo es diese konkrete Sternkarte gibt, weiß ich leider nicht – ich hab sie geschenkt bekommen. Eine mit deutscher Beschriftung tut’s aber zur Not auch!
Eventuell biete ich zu einem späteren Zeitpunkt Sternkarten mit weißen Sternen zum Ausdrucken an – frisst zwar viel Toner, ist aber nachts besser sichtbar.
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